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...so
hörte man es vom Spätsommer bis in den tiefen Herbst hinein, Woche für Woche
in den schmucken Banater Dörfern. Dann also, wenn das Getreide eingebracht war
und die Landwirte dem heißen Arbeitssommer die Festkrone aufsetzten, begann
die Kerwei (Kirchweih, Kirbai..). Die Kerwei aus der Eigenart dieser Menschen
geboren, war ein Fest der ganzen Dorfgemeinschaft. Wann und wo man die ersten
Kerweifeste im Banat feierte, weiß man heute nicht mehr genau, doch immer war
es die Dorfjugend, die den Rosmareinstrauß als Zeichen der Fruchtbarkeit durch
die Gassen vor sich hertrug, Sinnbild der immer grünenden und Ernte
schenkenden Erde, nichts anderes als die Verkünder des ungebrochenen Lebens.
Und immer wohnten diesem ländlichen Volksfest eine starke sittliche Kraft
inne, nämlich die zur Sitte gewordene Haltung einer Gemeinschaft. Kerweisonntag: Musik in allen Gassen. Die Kerweibuwe zeigen sich zum ersten mal mit dem aufgeputzten Hut und mit der gefüllten Weinflasche. Jeder besucht die Familie seines Kerweimädchens, Verwandte und Freunde und lädt sie ein, seinen köstlichen Kerweiwein zu verkoschte und auch ein Los zu kaufen: "for Hut un Halstichel zu gewinne". Ebenfalls noch am Vormittag gehen die Buwe mit Marschmusik zur Gemeindeobrigkeit und laden sie als Ehrengäste zum Fest ein, wobei jedem Geladenen einen Quittenapfel überreicht wird, in den ein Rosmareinsträußchen gesteckt ist. Am Nachmittag ist es dann soweit: Der Kerweizug, manchmal auch bis zu 50 Paare und mehr, in schmucker schwäbischer Volkstracht zieht mit der Musik durchs Dorf, allen voran der erste Rechnungsführer/Geldherr mit seinem Mädchen und dem Kerweistrauß, bis zum Festplatz, wo schon viele Schaufreudige und auch Kerweigäscht warten. Dort beginnt dann die Lizitation (Versteigerung) des Straußes, wobei mach interessanter Kirchweihspruch ausgerufen wird. Der Abend und die nächsten zwei Tage gehören schon den verschiedenen Kreisen für sich. Die Tanzlustigen und die Mütter als Zuschauer (und Aufpasser!!) sind im großen Saal; die Männer auf der Kegelbahn, wo der "Kerweibock" ausgekegelt wird; die älteren Jahrgänge versorgen das Vieh und halten in der "Reih" auf der Gasse ein Plauderstündchen. Und immer wieder kann man Gäste sehen, die von einer Freundschaft zur anderen überwechseln und Hausbesuche machen. Nach
drei Tagen wurde dann die Zeremonie zurückgewickelt. Die Ehrenpersonen
wurden von den Burschen festlich verabschiedet, die Vortänzerin mit Musik nach
Hause gespielt und der Baum ausgehoben. Dort, wo er stand, wird nun eine
Schnaps- oder Weinflasche
vergraben. Sie wird dann dem gehören der nächstes Jahr das Loch für den Kewreibaum
aushebt. Und von neuem steht die Dorfgemeinschaft im Arbeitsalltag.
Der letzte Sonntag im Monat Oktober war der Kirchweih vorbehalten.
Auch das Reformationsfest wurde in der Gemeinde Birda immer mit dem
Kirchweihfest zusammen gefeiert. Weil am folgenden Montag das Kirchweihfest noch
im vollem Gange war und sich alle Einwohner noch im Wirtshaus bei
Tanzveranstaltungen befanden, war es unmöglich ein separates Reformationsfest zu
feiern und so legte man beide Feste zusammen. Die Ausrichtung des Kirchweihfestes oblag den noch ledigen, der älteren Kameradschaft, die den Rechnungsführer der Kirchweih bestimmten. Bei dem Rechnungsführer und seinem Kirchweihmädchen, handelte es sich meistens um ein zukünftiges Brautpaar. Oft waren die jungen Leute sich schon versprochen, oder aber sie gingen schon lange miteinander. Der Kirchweihkranz wurde beim Rechnungsführer aufbewahrt und die "Kirchweih" in Form einer kleinen Schnapsflasche bei dessen Partnerin, im Hof oder Garten vergraben. Am Kirchweihsonntag wurde der Kirchweihkranz von den Kerweiburschen beim Rechnungsführer abgeholt, dann zogen sie weiter zu einzelnen Kirchweihmädchen. Voraus marschierte die Dorfkapelle, dahinter marschierten die Burschen mit dem Kirchweihkranz und dann die sonstige Dorfjugend, wobei die Kirchweihbuben mit ihren Weinflaschen in der Hand und den " Hoi Hoi Hoi " rufen auf den Beginn der Kirchweih aufmerksam machten. Das auf diesem Weg, zu den Kirchweihmädchen so manche Flasche leer getrunken wurde, um so in die nötige Kirchweihstimmung zu kommen, verstand sich von selbst. Alle Kirchweichmädchen wurden nun der Reihe nach abgeholt. Beim letzten Kirchweihmädchen, die Rechnungsführerin, begann nun das suchen nach der vergrabenen "Kirchweih". Die Burschen gruben an verschiedenen Stellen des Hofes und bei jedem dieser Grabversuche, der negativ verlief, spielte die Musikkapelle einen Trauermarsch, bis man dann endlich die "Kirchweih" gefunden hatte. Nach dem Ausgraben der "Kirchweih" spielte die Kapelle einige flotte Weisen zum Zeichen dafür, das das Kirchweihfest nun beginnen konnte. Die "Kirchweih" (in Form einer kleinen Schnapsflasche) wurde noch im Hof des Kirchweihmädchens in den Kirchweihkranz gebunden und so wurde die "Kirchweih" nun in das Gotteshaus zur Kranzweihe getragen. Anschließend gingen alle ob jung oder alt, mit der Musikkapelle voran in das Wirtshaus. Nach dem Einzug der Kirchweihpaare in das Wirtshaus mit dem Kirchweihkranz wurde dieser mit bunten Bändern, welche die Mädchen am Handgelenk trugen, geschmückt. Der erste Tanz durfte der Rechnungsführer mit seinem Mädchen ausführen. Danach war allgemeiner Tanz, bei dem die "Kirchweih zertreten wurde. Derjenige der sie zertrat musste ganz schön tief in die Tasche greifen, um die Kirchweihpaare frei zu halten. Für alle die diese Kirchweih erleben
durften, war es ein besonderes Ereignis im Jahreskreis denn sie wurde in
seiner Schlichtheit sehr gebührend gefeiert.
Die
Haartracht der Mädchen war früher ziemlich einheitlich. Die Haare der Mädchen
wurden durch einen Mittelscheitel geteilt und zu einem Zopf geflochten dieser
Zopf wurde dann mittels eines Kamms (großer Rundbogen Kamm, meist aus Horn mit
langen Zacken) auf den Kopf gesteckt. Der Schwäbische Kamm war manchmal
auch sehr schön geschnitzt und verziert.
Eine andere Art der
Haartracht war, das ein Mittelscheitel gezogen wurde und die geflochtenen
Zöpfe in Radform aufgesteckt wurden. Diese Form der Haartracht wurde auch "Radasch"
genannt.
Die Mädchen gingen früher an den Kirchweihtagen alle in der gleichen Tracht zur Kirche und zum Tanz. - Am Sonntagvormittag trugen sie zum Kirchgang einen rosa Seidenrock, blaue Schürze und ein grünes Halstuch. - Am Sonntagnachmittag trugen sie zum Tanz blaue Seidenröcke, blaue Schürzen und blaue Halstücher. - Und am Kirchweimontag besuchten sie den Tanz im weißen Seidenrock mit schwarzer Schürze und mit braunem Halstuch. Die Burschen trugen in Birda zu diesem Anlass ein weißes Hemd und einen schwarzen Anzug mit Weste sowie einen, von seinem Kerweimädchen herausgeputzten Hut mit Seidenbändern. Dieser sogenannte "Kerweihut", wurde mit kleinen Papier- oder Seidenblumen, mit Papier- oder Seidenblätter, mit bunten Perlen, mit kleinen Spiegelchen und bunten oder bemalten Bändern schön herausgeschmückt. Natürlich durfte auch eine "Kerweiflasche" mit dem guten "Kerweiwein" nicht fehlen, diese war ebenfalls mit bunten Bändern und einem Rosmariensträußchen geschmückt.
Bilder: Stefan Jäger |
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