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Kirchweihfest

 


Kerwei im Banat

Buwe was hammer heit? Kerwei!...

...so hörte man es vom Spätsommer bis in den tiefen Herbst hinein, Woche für Woche in den schmucken Banater Dörfern. Dann also, wenn das Getreide eingebracht war und die Landwirte dem heißen Arbeitssommer die Festkrone aufsetzten, begann die Kerwei (Kirchweih, Kirbai..). Die Kerwei aus der Eigenart dieser Menschen geboren, war ein Fest der ganzen Dorfgemeinschaft. Wann und wo man die ersten Kerweifeste im Banat feierte, weiß man heute nicht mehr genau, doch immer war es die Dorfjugend, die den Rosmareinstrauß als Zeichen der Fruchtbarkeit durch die Gassen vor sich hertrug, Sinnbild der immer grünenden und Ernte schenkenden Erde, nichts anderes als die Verkünder des ungebrochenen Lebens. Und immer wohnten diesem ländlichen Volksfest eine starke sittliche Kraft inne, nämlich die zur Sitte gewordene Haltung einer Gemeinschaft.

Bei der Familie beginnt es: Die Geschwister und nahen Verwandten aus anderen Dörfern traffen sich im Kreise der "Freundschaft", aber auch viele Gäste aus der Stadt und auch aus anderen Ländern kamen gern zu einem schwäbischen Kerweifest. Die Kerwei ist nun mal das meisterwartete und wichtigste Ereignis im Banater Dorfjahr gewesen. Schon die Redensart "mr red so lang von dr Kerwei, bis se endlich do is" will besagen dass das Fest schon Wochenlang vorher die Gemüter heftig erregte. Die Häuserreihen werden abgestaubt und frisch geweißelt, die Bäume bis in Schulterhöhe nachgeweißelt und auch die Randsteine der Gehwege und Strassen treten wieder hell erleuchtet und liniengrad hervor. In jedem Haus wird großreine gemacht, gekocht, gebraten, gebacken und natürlich die "Staffier" der Mädchen vorbereitet. Der "Kerweibursch" vergewisserte sich auch sehr rechtzeitig, ob das Mädchen seiner Wahl sein "Kerweimädche" sein will.

Um das Fest gründlich vorzubereiten, wählten die Kerweibuwe den ersten und den zweiten "Rechnungsführer" oder die "Geldherren", die dann als Organisatoren des Festes den "Kerweibaum", den "Kerweistrauss" die "Musikbanda" und nicht zuletzt den "Kerweiwein" beschaffen mussten.

Bis spätestens Donnerstagabend vor dem Fest musste jeder Bursche seinen Kerwei-Hut in das Elternhaus seines Mädchens zur "Hutputze" tragen, wo er dann mit bunten Bändern, Blumen und Spiegelchen üppig geschmückt wurde. Am Kerweisamstag schließlich stellten die Burschen den geschmückten "Kerweibaum" unter Musikklängen auf - es ist der Auftakt zum Fest, den schon am selben Abend trifft sich die Kerweijugend zu einem kleinen Abendball.

Kerweisonntag: Musik in allen Gassen. Die Kerweibuwe zeigen sich zum ersten mal mit dem aufgeputzten Hut und mit der gefüllten Weinflasche. Jeder besucht die Familie seines Kerweimädchens, Verwandte und Freunde und lädt sie ein, seinen köstlichen Kerweiwein zu verkoschte und auch ein Los zu kaufen: "for Hut un Halstichel zu gewinne". Ebenfalls noch am Vormittag gehen die Buwe mit Marschmusik zur Gemeindeobrigkeit und laden sie als Ehrengäste zum Fest ein, wobei jedem Geladenen einen Quittenapfel überreicht wird, in den ein Rosmareinsträußchen gesteckt ist.

Am Nachmittag ist es dann soweit: Der Kerweizug, manchmal auch bis zu 50 Paare und  mehr, in schmucker schwäbischer Volkstracht zieht mit der Musik durchs Dorf, allen voran der erste Rechnungsführer/Geldherr mit seinem Mädchen und dem Kerweistrauß, bis zum Festplatz, wo schon viele Schaufreudige und auch Kerweigäscht warten. Dort beginnt dann die Lizitation (Versteigerung) des Straußes, wobei mach interessanter Kirchweihspruch ausgerufen wird.


Etwa so:
 "Was unsere Ahnen angefangen vor langer Zeit,
wollen wir weiter bauen in Ewigkeit,
Banater Land, o Heimatland,
für dich schaffen wir Herz und Hand... "
weiter

Der Erwerber des Straußes (meist war es ein Kerweibursch) ist dann der "Herr des Festes" und Vortänzer geworden. Unter Beifall der umstehenden überreicht er seinem Kerweimädchen nun den Strauß und macht es so zur Vortänzerin. Ihnen gehört der erste Ehrentanz unter dem Kerweibaum. Schon in der nächsten runde schließt sich der erste, dann der zweite Rechnungsführer an, und dann drehen sich alle Paare im Tanz. Bald aber geht der Festzug wieder geordnet und paarweise mit Marschmusik zum Festsaal, wo weiter getanzt und gefeiert wurde.

Der Abend und die nächsten zwei Tage gehören schon den verschiedenen Kreisen für sich. Die Tanzlustigen und die Mütter als Zuschauer (und Aufpasser!!) sind im großen Saal; die Männer auf der Kegelbahn, wo der "Kerweibock" ausgekegelt wird; die älteren Jahrgänge versorgen das Vieh und halten in der "Reih" auf der Gasse ein Plauderstündchen. Und immer wieder kann man Gäste sehen, die von einer Freundschaft zur anderen überwechseln und Hausbesuche machen.

Nach drei Tagen wurde dann die Zeremonie zurückgewickelt. Die Ehrenpersonen wurden von den Burschen festlich verabschiedet, die Vortänzerin mit Musik nach Hause gespielt und der Baum ausgehoben. Dort, wo er stand, wird nun eine Schnaps- oder Weinflasche vergraben. Sie wird dann dem gehören der nächstes Jahr das Loch für den Kewreibaum aushebt. Und von neuem steht die Dorfgemeinschaft im Arbeitsalltag.
 


Kirchweihfest in Birda

Der letzte Sonntag im Monat Oktober war der Kirchweih vorbehalten. Auch das Reformationsfest wurde in der Gemeinde Birda immer mit dem Kirchweihfest zusammen gefeiert. Weil am folgenden Montag das Kirchweihfest noch im vollem Gange war und sich alle Einwohner noch im Wirtshaus bei Tanzveranstaltungen befanden, war es unmöglich ein separates Reformationsfest zu feiern und so legte man beide Feste zusammen.

Die Kirchweih war neben der Hochzeit das größte und schönste Fest des Jahres, das in unsere Gemeinde abgehalten wurde. Nach all den Mühen und Plagen das ganze Jahr über wurde dann die Kirchweih als ein mehrtägiges Fest gefeiert. Es galt gleichzeitig als Treffpunkt der Dorfjugend und war sogleich auch noch Erntedankfest. Da man in den Nachbarsgemeinden oft noch Verwandte und Bekannte hatte, kamen auch von dort die Jugendlichen und einige Anwohner zum Kirchweihfest. Manch einer kam auch um sein Glück zu finden.

Die Ausrichtung des Kirchweihfestes oblag den noch ledigen, der älteren Kameradschaft, die den Rechnungsführer der Kirchweih bestimmten. Bei dem Rechnungsführer und seinem Kirchweihmädchen, handelte es sich meistens um ein zukünftiges Brautpaar. Oft waren die jungen Leute sich schon versprochen, oder aber sie gingen schon lange miteinander. Der Kirchweihkranz wurde beim Rechnungsführer aufbewahrt und die "Kirchweih" in Form einer kleinen Schnapsflasche bei dessen Partnerin, im Hof oder Garten vergraben.

Am Kirchweihsonntag wurde der Kirchweihkranz von den Kerweiburschen beim Rechnungsführer abgeholt, dann zogen sie weiter zu einzelnen Kirchweihmädchen. Voraus marschierte die Dorfkapelle, dahinter marschierten die Burschen mit dem Kirchweihkranz und dann die sonstige Dorfjugend, wobei die Kirchweihbuben mit ihren Weinflaschen in der Hand und den " Hoi Hoi Hoi " rufen auf den Beginn der Kirchweih aufmerksam machten. Das auf diesem Weg, zu den Kirchweihmädchen so manche Flasche leer getrunken wurde, um so in die nötige Kirchweihstimmung zu kommen, verstand sich von selbst. Alle Kirchweichmädchen wurden nun der Reihe nach abgeholt. Beim letzten Kirchweihmädchen, die Rechnungsführerin, begann nun das suchen nach der vergrabenen "Kirchweih". Die Burschen gruben an verschiedenen Stellen des Hofes und bei jedem dieser Grabversuche, der negativ verlief, spielte die Musikkapelle einen Trauermarsch, bis man dann endlich die "Kirchweih" gefunden hatte. Nach dem Ausgraben der "Kirchweih" spielte die Kapelle einige flotte Weisen zum Zeichen dafür, das das Kirchweihfest nun beginnen konnte. Die "Kirchweih" (in Form einer kleinen Schnapsflasche) wurde noch im Hof des Kirchweihmädchens in den Kirchweihkranz gebunden und so wurde die "Kirchweih" nun in das Gotteshaus zur Kranzweihe getragen. Anschließend gingen alle ob jung oder alt, mit der Musikkapelle voran in das Wirtshaus.

Nach dem Einzug der Kirchweihpaare in das Wirtshaus mit dem Kirchweihkranz wurde dieser mit bunten Bändern, welche die Mädchen am Handgelenk trugen, geschmückt. Der erste Tanz durfte der Rechnungsführer mit seinem Mädchen ausführen. Danach war allgemeiner Tanz, bei dem die "Kirchweih zertreten wurde. Derjenige der sie zertrat musste ganz schön tief in die Tasche greifen, um die Kirchweihpaare frei zu halten.

Für alle die diese Kirchweih erleben durften, war es ein besonderes Ereignis im Jahreskreis denn sie wurde in seiner Schlichtheit sehr gebührend gefeiert. 
 


Die alte Haartracht der Mädchen

Die Haartracht der Mädchen war früher ziemlich einheitlich. Die Haare der Mädchen wurden durch einen Mittelscheitel geteilt und zu einem Zopf geflochten dieser Zopf wurde dann mittels eines Kamms (großer Rundbogen Kamm, meist aus Horn mit langen Zacken) auf den Kopf gesteckt. Der Schwäbische Kamm war manchmal auch sehr schön geschnitzt und verziert. Eine andere Art der Haartracht war, das ein Mittelscheitel gezogen wurde und die geflochtenen Zöpfe in Radform aufgesteckt wurden. Diese Form der Haartracht wurde auch "Radasch"  genannt. 
 

 


Die Kirchweihtracht in Birda

Die Mädchen gingen früher an den Kirchweihtagen alle in der gleichen Tracht zur Kirche und zum Tanz. - Am Sonntagvormittag trugen sie zum Kirchgang einen rosa Seidenrock, blaue Schürze und ein grünes Halstuch. - Am Sonntagnachmittag trugen sie zum Tanz blaue Seidenröcke, blaue Schürzen und blaue Halstücher. - Und am Kirchweimontag besuchten sie den Tanz im weißen Seidenrock mit schwarzer Schürze und mit braunem Halstuch.

Die Burschen trugen in Birda zu diesem Anlass ein weißes Hemd und einen schwarzen Anzug mit Weste sowie einen, von seinem Kerweimädchen herausgeputzten Hut mit Seidenbändern. Dieser sogenannte "Kerweihut", wurde mit kleinen Papier- oder Seidenblumen, mit Papier- oder Seidenblätter, mit bunten Perlen, mit kleinen Spiegelchen und bunten oder bemalten Bändern schön herausgeschmückt. Natürlich durfte auch eine "Kerweiflasche" mit dem guten "Kerweiwein" nicht fehlen, diese war ebenfalls mit bunten Bändern und einem Rosmariensträußchen geschmückt.



Das Copyright aller Stefan Jäger-Bilder liegt ausschließlich beim webmaster@stefan-jaeger.net

Bilder: Stefan Jäger
www.stefan-jaeger.net



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