Kerweispruch
aus Triebswetter um 1930
I. Geldherr:
Willkommen,
ruf ich, groß und klein!
Willkommen sollt ihr alle sein!
Auch alle Gäste grüßen wir,
In unsrem trauten Kreise hier.
(Musik)
Den Brauch der Alten wollen wir erhalten,
Ihn ehren und ihn jährlich neu gestalten,
Ihn pflegen stets mit Herz und Sinn,
Der Jugend bringt er nur Gewinn.
(Musik)
Wie
bei den Ahnen, so auch hier,
Ist dieser Strauß des Festes Zier.
Er ist des Tages schönste Pracht,
Der unsre Herzen selig macht.
(Musik)
Er
kündet, wie es einstens war,
Hier in der Heimat, Jahr für Jahr;
Erinnerung schmückt ihn allein,
Den lieben schönen Rosmarein.
(Musik)
In
seinem herben, frischen Duft,
Weht unsrer Heimat helle Luft;
In seinem ersten Immergrün,
Soll auch das Schwabenvölkchen blüh´n.
(Musik)
Drum
ruft er: Bleibe, wackrer Schwabensinn,
So frisch und grün, wie ich es bin!
So will ich blüh´n, wenn ihr bewahrt,
Die gute alte Schwabenart!
(Musik)
"Ich kenn ein
schmuckes Schwabendorf"...
weiter
Alle
Festteilnehmer singen:
Ja,
Schwabenlust und Schwabenherz,
Und mitten drin noch Lieb und Scherz!
So muss es auch zur Kirchweih sein,
Auf dashin erheb ich ein Gläschen Wein!
(Musik)
Hier oben am Baum bleibt der Jugendkranz,
Was nun folgt, ist Musik und Tanz.
Und über den weiteren Verlauf
Klärt euch jetzt der zweite Geldherr auf!
(Musik)
II. Geldherr:
Liebe
Leit und Kirbeigäscht,
Versammelt to beim frohe Fescht,
E aldi Sitt, des muß ich saan,
Is Kirbeifescht un Maiebaam!
(Musik)
Mir
grieße alle Kirbeigäscht,
Un winsche ne e frohes Fescht.
Sie solle kräftich esse, trinke,
Denne wu was fehlt, die solle nor scheen winke.
(Musik)
Vun
unser Heimat, ist de Strauß e Stick,
Un soll, wie immer, de Jugend gheere;
Drum winsch ich eich alle jetz viel Glick,
Die schwowisch Kirbei soll ebich währe!
(Musik)
E guti
Laun ganz ohne Bier,
Die griet e jeder do bei mir.
Ke feichtes Au wird no me sin,
Nor naße Gurgle wirds noch gin.
(Musik)
Die
Mädle mecht ich extra grieße,
Die sauer mache und ach die siesse;
Die schene un die schenre,
Die große und die klenre.
(Musik)
Jedes
Mädel winscht sich de Strauß,
Mitsamt em Bu, gewiss ins Haus.
Un ibers Johr no gits vielleicht
Aus ihm de scheene Hochzeitsstrauß.
(Musik)
Dort
wus die Tää besonderst klappt,
Das ehne in die Fall ninntappt,
Dem winsch mer zu seim neies Los
E netti Schwiermutter als Trost.
(Musik)
Ich
kann eich saan, ich hanns im Sinn,
Em scheene Mädl de Strauß zu ginn.
Was mennt dir Buwe, wie dems Herz no lacht,
Bei solch e wunnerscheener Pracht.
(Musik)
Wer
wird dann heit de Strauß nor krien?
E gewixte Kerl muß des schun sin.
Muttre, schaut se eich nor alle an!
De ene is scheen, de anre is stramm.
Se anzuschaue is schun e Freed,
Jo, so waxe se halt uf unser Heed!
(Musik)
Es
Litzitiere seht em jede frei.
In der Gsellschaft zahlt mer 10 Bani vum Lei.
Alle anre solle wisse,
Das se Lei vor Lei zahle misse.
(Musik)
Die
Musik aber halle mir uns aus,
Sie geht mit der Gsellschaft, nit mit um Srtauß.
100 Lei zum erstimol ruf ich jetzt aus,
Wer hat Kurasch un gitt mehr uf um Strauß?
(Musik)
Die beiden
Geldherren standen beim Vortragen des Spruches und während der Verlitzitierung,
mit dem Kirchweihstrauß, auf einem großen Weinfass das vor dem Kirchweihbaum
aufgestellt wurde. Rundherum standen die Kirchweihpaare im Kreis, und tanzten
bei jedem Touch der Musik hin und her.